Unternehmenswerte
Richtlinien unseres Betriebs
Mit der Einführung des Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz zum 1. Januar 2023 hat die Bundesregierung wieder bewiesen das gut gemeint und gut gemacht nicht zwingend das gleiche sein müssen. Den Gedanken das global agierende Unternehmen, deren Lieferkette oder Neudeutsch: Supply Chain Grenzübergreifend ist, sich um die Menschen, Umwelt und Folgen innerhalb ihres Verantwortungsbereichs Gedanken machen müssen, halte ich für richtig. Ob das zwingend auch im deutschen KMU abgefragt und nachgewiesen werden muss?
Aber, die Anzahl an Kunden die nun, zwecks eigener Enthaftung, umfangreiche Fragenpakete an uns als Lieferanten schicken, ist sehr deutlich gestiegen.
Bisher reichte die Zertifizierung im Bereich Qualitätsmanagement. Dem ist nicht mehr so. Daher sehen wir uns gezwungen die mitunter beknackt klingenden Fragen per formaler Richtlinie zu beantworten. Für alle gängigen Themen gibt es ein eigenes Kapitel. Gerne verweise ich auf die in der Bundesrepublik Deutschland geltende Gesetzgebung oder Vorschriftensammlung. Das sollte reichen. Manchmal jedoch lasse ich mich zu genervten oder bissigen Kommentaren hinreißen.
Schwelm, 19. Oktober 2022
i.A. Jan Poschmann
Einleitung, Zusammenfassung
Wir sind ein Inhabergeführter, mittelständischer, Familienbetrieb mit Unternehmenssitz in Deutschland.
Daraus ergibt sich:
- Shareholder Value
- Wir denken und planen nicht in Quartalen, sondern langfristig. Mental sogar in Generationen (aktuell ist die 3. Generation im Betrieb tätig)
- Wir sind Zwangsmitglied der IHK
- ABFALLENTSORGUNG
- Die Mülltrennung ist im Betrieb genauso wie zuhause. Nämlich ordentlich, ein jeder Müll in die dafür vorgesehene Tonne / Behälter. Weil das scheinbar schwierig ist und der gesunde Menschenverstand nicht existiert wollen Auditoren und Zertifizierungsgesellschaften gerne eine Richtlinie und/oder Schulungsunterlagen zu dem Thema sehen. Da kriege ich schnell graue Haare.
- GEMEINWOHL
- Wir haben einen Steuerberater, der sich für uns mit dem Finanzamt rumärgern kann. Und ja, wir zahlen hier in Deutschland steuern. Wir nutzen keine Steuersparmodelle mit Zypern, Panama, [beliebiges Land] oder scheinheiligen Stiftungen in europäischen Nachbarländern.
- MINDESTLOHN
- Wir zahlen vernünftige Löhne. Sonst bekommt man nämlich keine qualifizierten Mitarbeiter. Das kann man nur wissen, wenn man hier produziert und nicht alles nach Fernost verlagert. Ausgenommen hiervon sind ironischerweise die behinderten Mitarbeiter in „karitativ tätigen“ Werkstätten der üblichen Träger. Aber das ist eine andere Geschichte.
- ARBEITSSICHERHEIT
- Wenig überraschend gibt es in Deutschland (im Gegensatz zu anderen Ländern) eine Gesetzliche Unfallversicherung. Für uns als Betrieb gibt es eine zuständige Berufsgenossenschaft. Die haben einen Blick auf unsere Maßnahmen. Und zusätzlich haben wir sogar einen externen Sicherheitsingenieur bestellt. Unsere Mitarbeiter müssen also nicht barfuß im Schlamm sitzend die Kunststoffteile schnitzen, sondern haben Arbeitsplätze, die mindestens den aktuell gültigen Richtlinien entsprechen.
- Aktuell denken wir über eine Zertifizierung durch die BG nach.
- ARBEITSZEIT
- Zum Thema Arbeitszeit kann man leicht auf die gängige Rechtsprechung verweisen. (Oder einen Profi fragen, Arbeitsrecht ist eher dynamisch) 14 Stunden am Tag konzentriert arbeiten ist nicht machbar und macht keinen Sinn. Nähereien in Fernost, die Näherinnen halten wie Käfighennen, sehen das möglicherweise anders. Wir haben uns auf eine 38,5 Stunden Woche geeinigt.
- FAMILIENFREUNDLICHKEIT
- Familienfreundlich sind wir aus eigener Erfahrung. Wir sind selbst Eltern und verstehen das Kinder mal krank sind und deswegen mal zuhause betreut werden müssen. Oder plötzlich aus dem Kindergarten oder der Schule abgeholt werden müssen. Alles selbst erlebt, Kinder leben noch im Haushalt. Da sind wir echt flexibel, was die Arbeitszeit angeht. Und wer mal erlebt hat was Alleinerziehende so leisten, hat seinen neuen Projektmanager möglicherweise gefunden. Machen die mit links, ganz nebenbei. Ist für die eher eine Erholung.
- GLEICHBERECHTIGUNG
- Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ist schon bekannt, oder? Gilt nur in Deutschland. Weder in Fernost noch bei den Taliban. Deswegen werden wir niemals einen Firmensitz in derartigen Ländern haben. Mir ist die politische Einstellung, das Alter, derdiedas LebenspartnerIn, die Ernährungsform, der Lieblingssportverein und vieles mehr wirklich egal. Kleiner Hinweis: der Verfasser ist ein alter weißer Mann der gerne mal einen Döner isst und gelegentlich Fußball guckt. Aufm Platz zählt die Leistung, ist hier genauso. Und wer mal Bundesliga Fußball gesehen hat, weiß das auch Profis einen Kacktag haben können.
- LIEFERKETTENSORGFALTSGESETZ
- Bei „mittelstandsfreundlichen“ Gesetzen wie dem Lieferkettensorgfaltsgesetz bekomme ich einen Würgereiz. Weil Konzerne alles Mögliche nach sonst wo hin verlagern, müssen die KMU in diesem Land wieder schwören und beweisen das alles mit rechten Dingen zugeht. Gleichzeitig werden aus Kostengründen jedoch Zulieferer bevorzugt, die deutlich günstiger anbieten können. Die sparen sich nämlich die Unfallversicherung, Beiträge zur Sozialversicherung oder einen Betriebsrat. Der Müll kann in denselben Fluss geworfen werden, in den auch das Abwasser gespült wird. Natürlich ohne Klärwerk oder Filteranlagen. Das würde die Sache nur unnötig verkomplizieren und verteuern. Viel sparen kann man auch beim Personal, die Arbeitskosten sind fast überall günstiger als in Deutschland. Daher macht es Sinn, die letzte Produktivität noch durch so einen Unfug wie das Lieferkettengesetz zu verplempern. Das wäscht nur die blütenreine Weste der Konzerne. Waschen und Abwasser entsorgen machen die KMU.
- So fühlt sich der versprochene Bürokratieabbau an.
- Das global agierende Betriebe tatsächlich Verantwortung entlang der Supply Chain übernehmen müssen, halte ich für richtig. Ich bin nur nicht sicher ob deutsche KMU, mit ohnehin strengen Vorschriften und Regularien, jetzt Fragen zu Mülltrennung, Kinderarbeit und Gewerkschaften beantworten sollten. In einem kostenpflichtigen Portal natürlich. Sonst fliegt man aus der Supply Chain.
- Der Wikipedia Eintrag zu Lieferkettengesetz beginnt mit den Sätzen: „Ein Lieferkettengesetz soll einen rechtlichen Rahmen schaffen, um den Schutz der Umwelt, Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. Unternehmen, die im Ausland Vorleistungsgüter oder Fertigerzeugnisse beschaffen, müssen Verantwortung übernehmen für Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern, Missstände zurückverfolgen und diese von vornherein oder ab Kenntniserlangung vermeiden oder abstellen…“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lieferkettengesetz abgerufen am 02.01.2023)
- Liest sich aus meiner Sicht anders, als: liebes KMU, wir haben beide einen Unternehmenssitz in Deutschland. Die Einhaltung der gängigen Vorschriften setzen wir voraus. Trotzdem hier ein kostenpflichtiges Portal. Viel Erfolg oder Du fliegst als Lieferant raus.
- BÜROHUNDE
- Wichtiges Thema aus unserer Sicht. Im Büro kein Problem, wenn die Hunde sich mit den bisher ansässigen vertragen. Eine Eingewöhnungsphase ist sicherlich notwendig.